Zum Taufverständnis

„DARUM GEHT NUN ZU ALLEN VÖLKERN DER WELT UND MACHT DIE MENSCHEN ZU MEINEN JÜNGERN UND JÜNGERINNEN! TAUFT SIE IM NAMEN DES VATERS UND DES SOHNES UND DES HEILIGEN GEISTES, UND LEHRT SIE, ALLES ZU BEFOLGEN, WAS ICH EUCH AUFGETRAGEN HABE. UND DAS SOLLT IHR WISSEN: ICH BIN IMMER BEI EUCH, JEDEN TAG, BIS ZUM ENDE DER WELT.“

So ist es uns überliefert im Matthäus- Evangelium (Kapitel 28, Verse 19-21; zitiert nach der „Guten Nachricht“)… Jesus gibt das an seine Jüngerschaft weiter, der sogenannte Taufbefehl. Und seitdem wird dieses Ritual praktiziert bei uns Christen und meist in der Form:
Ein Pastor oder eine Pastorin schöpft Wasser aus dem Taufbecken und träufelt dieses dem Täufling über den Kopf mit den Worten „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Mit diesem Ritual wird der Täufling in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Doch es ist mehr als nur ein Ritual – es ist ein Sakrament und zwar eines der ältesten. Ein Sakrament ist eine heilige Handlung, sie ist deswegen heilig, weil zu der Handlung Worte von Jesus überliefert sind. Es gibt für die protestantische Kirche daher nur zwei Sakramente (Taufe und Abendmahl). Für die Taufe gilt das. Zum einen wissen wir aus der Bibel, dass auch Jesus getauft ist. Er hatte sich einige Jahre zuvor von Johannes dem Täufer im Fluss Jordan in Israel taufen lassen. Johannes wurde ein halbes Jahr vor Jesus geboren.
Um das Jahr 28 trat er erstmals als Bußprediger auf und verkündete das Ankommen des Messias.
Um sich auf diese Ankunft vorzubereiten, sollten die Menschen sich reinwaschen von ihren Verfehlungen. Dafür wurden sie von Johannes im Jordan untergetaucht. Dem Johannes-Evangelium können wir entnehmen, dass die Jünger Jesu ebenfalls begannen zu taufen und bis heute tun wir das immer noch. Für uns Christen bedeutet die Taufe mehr als „nur“ ein Reinwaschen von Verfehlungen. Denn einmal getauft, hält sie ewig. Damit verbunden ist der Glaube, dass durch das Wasser der Taufe der alte Mensch untergeht und ein neuer Mensch, ein Gotteskind, geboren wird. Natürlich war der Mensch auch vorher schon aus christlicher Sicht ein Gotteskind – schließlich glauben wir Gott als Schöpfer aller Menschen – doch wird mit der Taufe der Beginn eines Weges markiert. Dieser Weg verbindet zwei Pole „Schon jetzt“ und „Noch nicht“: schon jetzt bist du ein Kind Gottes, geliebt wie du geschaffen bist, doch noch nicht ganz, denn trotzdem wirst du im Leben immer wieder mal Verfehlungen machen oder bist den Widrigkeiten des Lebens, wie Krankheit, Unfall, Böses, Tod ausgesetzt. Und daher ist die christliche Gemeinschaft, neben dem rituellen Akt, der zweite Bestandteil der Taufe. Denn streng genommen wirst du immer in eine Gemeinschaft hineingetauft. Und diese Gemeinschaft hat damit auch Verantwortung, die Täuflinge zu begleiten. Familiär stehen dafür Eltern und Paten. Ihnen wird bei der Taufe die Frage gestellt, ob sie dazu bereit sind, ihr Kind mit dem christlichen Glauben vertraut zu machen und mit ihm zu beten. Als äußere Gemeinschaft sollte die Ortsgemeinde diese Begleitung erfüllen, durch spezielle Angebote wie Krabbel- und / oder Kindergottesdienst, Kinderbibeltage o.a. Formen wie bei uns im GPW z.B. die Aktion „Kinderreich“.
Natürlich muss man kein Kind sein, um getauft werden zu können. Die ersten Jesusanhänger, die durch die Taufe Christen wurden, waren meistens schon erwachsen. Außerdem war man auch der Ansicht (und die Baptisten halten es immer noch so), dass ein kleines Kind selber noch gar nicht „Ja“ sagen kann zum christlichen Glauben. Sie sollen doch wissen, worauf sie sich einlassen und ob der christliche Glaube überhaupt etwas für sie selber ist. Die Kindertaufe wurde vor allem durch Martin Luther populär.
Und das Wissen über den christlichen Glauben und die Auseinandersetzung damit, schließlich das eigene JA dazu, passiert dann mit der Konfirmation.
Auch heute höre ich von vielen Eltern: „Mein Kind soll doch mal selber entscheiden können, was es glauben will – ich will ihm da die Freiheit lassen.“ Wie sehr ich diese Sichtweise verstehen kann, doch zwei Anmerkungen: Ist ein Kind nicht etwas überfordert, sich selber zu entscheiden, braucht es da nicht Hilfe von außen, um überhaupt kennenzulernen, welche Glaubensformen es gibt? Und zweitens: die Taufe / der Glaube ist ja nicht etwas, was man besitzt oder erreichen kann wie einen Schulabschluss. Vielmehr ist es eine Art von Beziehung, die man zu sich selbst im Zusammenhang mit der Macht entwickelt, die alles Menschliche übersteigt. Für uns Christen ist diese Macht in Jesus Christus deutlich geworden. Gerade Kinder haben für so etwas Übersinnliches viel mehr Gespür und Offenheit. Eltern, Paten und andere können ihren Kindern viel mitgeben, wenn sie dafür sorgen, dass die Kinder kennenlernen, dieses Übersinnliche zu leben, anders gesagt: zu glauben. Die Erfahrung zeigt – auch mir als Pastorin – dass ich über Kinder so manches Mal Neues im Glauben entdecke.

Hintergründe zur Taufe

Der Taufspruch: Ein Vers aus der Bibel, den Eltern oder das Kind selber (je nach Alter) aussuchen. Damit können Eltern für sich ausdrücken, was sie sich für ihr Kind von Gott wünschen bzw. dem Kind eine Art Leitvers mitgeben, woran es sich halten kann und worin es auf Gott vertrauen kann.

Die Taufkerze: Die Taufkerze wird an der Christuskerze (auch Osterkerze genannt) im Gottesdienst entzündet. Sie symbolisiert, dass das Kind nun das Licht des Lebens mitbekommt, wie Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12). Die Taufkerze kann man später immer zum Tauftag anzünden oder in den Taufgedenkgottesdiensten in Weibeck-Krückeberg nochmal neu entzünden lassen. Für Taufkerzen sorgt die Kirchengemeinde, von persönlicherer Qualität ist natürlich eine selbstgemachte Taufkerze.

Das Taufkleid: Es steht dafür, dass ein neuer Mensch durch die Taufe geboren ist und ein neuer Anfang gesetzt ist. Alles ist noch rein und unbefleckt. Taufkleider sind daher oft von heller Farbe. Es ist ein Schatz, wenn Taufkleider in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben werden können.

 

Pastorin Dayana Hawkins